Otjiwarongo I
Wir begleiteten heute Gisella nach Otjiwarongo.
„Otjiwarongo“ bedeutet auf Herero angeblich „schöner Platz der fetten Rinder“,
Rinder haben wir dort jedoch keine gesehen, weder magere noch fette. Wie dem auch
sei, erst einmal mussten wir dort hingelangen. Gisella hat zu diesem Zweck eine
Mitfahrgelegenheit organisiert, mit der wir die gut 70 km Wegstrecke
zurücklegten. Unsere Mitfahrgelegenheit war ein weißer Honda der im Innenraum
verdächtig nach Benzin roch und dessen Reifen entfernt an Formel-1-Slicks
erinnerten. Der Reifen hinten links platzte uns dementsprechend nach der Hälfte
der Strecke, so dass zumindest auf dieser Position ein nicht ganz so betagter
Ersatzreifen aufgezogen wurde. Bemerkenswert: Spontan und unaufgefordert hielt
das nächstbeste Fahrzeug um uns mit einem Wagenheber mit größerer Hubhöhe
auszuhelfen.
In Otjiwarongo war unser erster Halt der Regional
Municipality Council, sozusagen die Kreisverwaltung des Otjozondjupa-Gebiets,
zu welchem auch Kalkfeld gehört. Dort trafen wir den Beauftragten für Agrar-
und Forstentwicklung, der auch mit Siedlungen wie Kalkfeld betraut ist, sowie
die Kreisvorsteherin. Hier reichten wir unser Gesuch um den Transport der
Matratzen von Otjiwarongo nach Kalkfeld ein.
Danach ging es zum regionalen Stromversorger, wo wir
eigentlich den Manager treffen wollten, um ihm ein Ersuchen für die Errichtung
von Straßenlaternen vor dem Waisenheim zu überreichen. Leider war er in einem
Meeting, so dass wir unverrichteter Dinge weiter zogen.
Unsere nächste Station war der Spar, wo wir uns zusammen ein
Tramezzino teilen wollten. Unser erstes Frühstück lag immerhin schon eine ganze
Weile zurück. Aber statt eines Tramezzinos nach italienischem Vorbild erhielten
wir eine Art getoastetes und gefülltes Fladenbrot (für umgerechnet nicht mal
4€). Das war auch sehr lecker und die eingepackten Reste reichten obendrein
noch fürs Abendessen.
Daraufhin standen Besorgungen für das Waisenheim auf der
To-Do-Liste: Baumaterialien aus dem Baumarkt und Gardinen aus einem günstigen
Textil- und Haushaltswarengeschäft. Diese Besorgungen sollten uns eine Zeit
lang aufhalten. Als wir alles beisammen hatten, gingen wir noch einmal in den
Spar zurück um uns persönlich mit einigen Kleinigkeiten einzudecken. Immerhin
weiß man nicht, wann man das nächste Mal die Gelegenheit hat, in einem
Supermarkt einzukaufen. Dort trafen wir auch den Besitzer der Gästerfarm,
welche das Waisenhaus mit Lebensmittelspenden unterstützt. Er hatte die frohe
Botschaft für uns, dass er auf dem Hinweg vorgekochtes Essen am Waisenhaus für
uns vorbeigebracht hat, was unsere Versorgungssituation deutlich verbesserte.
Nach Erledigung dieser Einkäufe fuhren wir zur regionalen
Niederlassung des Ministry of Gender Equality and Child Welfare. Hier hatte die
für das Waisenhaus in Kalkfeld zuständige Sozialarbeiterin ihr Büro. Da die
Sozialarbeiter in Namibia darüber entscheiden, ob und wo ein Waisenkind oder
verwahrlostes Kind untergebracht wird, ist ein möglichster enger Kontakt zu
ihnen recht wichtig. Folgerichtig hielten wir es für eine gute Idee, dort
vorstellig zu werden.
Am späten Nachmittag waren wir wieder zurück in Kalkfeld.